Rothenfußer-Wohngemeinschaften
Im Zuge der jüngsten Novellierungen der Pflegeversicherung ist viel von der Schaffung alternativer Wohnformen die Rede gewesen. Der Gesetzgeber vermutet ein Versorgungspotential abseits der üblichen stationären Heimunterbringung. Er vermutet richtig. Das Konzept der Rothenfußer-Wohngemeinschaften beispielsweise bewährt sich in München bereits seit fast zwei Jahrzehnten. Für eine besonders verletzliche Klientel, für Menschen mit Demenz, sind sie ein in nahezu allen Belangen dem Pflegeheim überlegener Lebensraum. Als der von den Rosenheimer Rothenfußer-Wohngemeinschaften beauftragte Pflegedienst freuen wir uns, dass wir an der Etablierung dieser Wohnform in der Region mitwirken können.
Ambulante Pflege in eigener Häuslichkeit
Acht von Demenz betroffene Menschen leben in einer gemeinschaftlich gemieteten Wohnung. Entsprechend ihrer Krankheitsbilder muss nicht nur ein umfangreicher Pflegebedarf abgedeckt werden, auch bei hauswirtschaftlichen Aufgaben sind die WG-Bewohner vollständig auf Hilfe angewiesen. Der intensivste Bedarf besteht jedoch im Bereich der Betreuung und Beaufsichtigung. Bewohner einer Rothenfußer-Wohngemeinschaft bedürfen in ihrer Orientierungslosigkeit ständiger Begleitung, respektvoller Anleitung, Trost und Zuwendung sowie sinnstiftender Beschäftigung – rund um die Uhr.
Diesen sehr umfangreichen Hilfebedarf deckt unser Ambulanter Pflegedienst mit einem gesonderten Team. Die Bewohner einer Wohngemeinschaft „poolen“ ihren Bedarf an häuslicher Pflege. Sie nehmen die meisten Dienstleistungen gemeinschaftlich in Anspruch, beispielsweise auch die nächtliche Versorgung durch eine vor Ort installierte Pflegekraft. In den gültigen Vergütungsvereinbarungen ist dieser Ansatz durchaus vorgesehen.
Ein starkes Argument für diese Wohnform liefert die Kompetenzverteilung. Das Hausrecht in den Wohngemeinschaften gehört den Bewohnern. Aufgrund des zugrundeliegenden Kernbedarfs wird dieses von bevollmächtigten Angehörigen und gesetzlichen Vertretern ausgeübt. Sie treffen sich regelmäßig, um die Belange der WG zu erörtern und zu regeln. Mehr Selbstbestimmtheit geht nicht.
Pflege und Betreuung
Der an der Richtschnur des normalen Familienlebens orientierte Tagesablauf liefert eine ideale demenzsensible Struktur. Anfallende Aufgaben werden von Betreuungskräften gemeinsam mit den WG-Bewohnern erledigt, z.B. das Zubereiten der Mahlzeiten, die Wäscheversorgung, der Putzdienst. Auch wenn die meisten nicht mehr aktiv mitwirken können (oder wollen), so nehmen sie doch mit allen Sinnen an den Verrichtungen teil.
Sehr viel Qualität steckt in der täglichen Schichtbesetzung. Vom Aufstehen bis zum Zubettgehen stehen den acht WG-Bewohnern immer zwei Pflegekräfte zur Seite, an den Wochentagen wirtschaftet an den Vormittagen zusätzlich eine Haushälterin. Stundenweise zugeschaltete Betreuerinnen decken individuelle Bedarfe. Hektik ist unter diesen Bedingungen nahezu ausgeschlossen. Alle Verrichtungen können in Ruhe und mit viel Zuwendung erledigt werden. Dies spiegelt sich in einer überaus entspannten und behaglichen WG-Atmosphäre wider.
Eine besondere Aufgabe fordert auch ein besonders qualifiziertes Team. Die Nachbarschaftshilfe Rosenheim schult ihre WG-Mitarbeiter in gezielt initiierten Fortbildungsmaßnahmen mit namhaften Referenten zu allen relevanten Themen. So sichern wir den Bewohnern eine kompetente und professionelle Begleitung – auch bis in ihre letzten Lebenstage.
Kosten und Finanzierung
Von WG-Bewohnern zu tragende Lasten setzen sich aus der Miete, den Aufwendungen zur Haushaltsführung sowie aus den Kosten für Pflege und Betreuung zusammen. Der monatliche Aufwand ist insgesamt höher als eine Versorgung im gerontopsychiatrischen Pflegeheim. Dies ist hauptsächlich durch die Personalintensität begründet und münzt sich 1:1 um in eine herausragende Qualität. Dennoch sind die Rothenfußer-Wohngemeinschaften Rosenheim keine Luxusversorgung für Superreiche. Bewohner, die den Aufwand nicht tragen können, erhalten Unterstützung in Form von Hilfe zur Pflege durch den Bezirk Oberbayern.